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Neuigkeiten vom Lions Club Gera
In diesen Tagen scheint mal wieder alles schief zu laufen im demokratischen Deutschland, weil Geist und Gesellschaft auseinanderzudriften scheinen. Das große Heer der Dauerempörten hat ein weites Feld vor sich, auf dem die Pflanze Demokratie jedoch durchaus robust gedeiht. Der Unmut scheint mit den Händen greifbar zu sein, der Untergang naht mal wieder, die Szenarien der Krise werden (mal wieder) zu einer Katastrophe hochstilisiert. An jedem neuen Tag wird (mal wieder) eine neue Sau durchs Dorf gejagt – und der Beifall aus allen Lagern erschallt im Großchor der Empörten. Die oft zitierte „Demokratiekrise“ gipfelt in medialen Räuschen: Alles gehe den Bach runter, sodass wir Normalbürger kaum noch Schritt halten können.
Irgendwie reicht es nun! Es müsste doch eigentlich klar sein, dass das „Erfolgsmodell Demokratie in der Krise“ sich immer noch als die beste aller bekannten Staatsformen herausgestellt hat. Nur – wir sollten ihr den Fetisch nehmen, denn sie ist von Menschen gemacht. Von uns allen, wenn man denn so will, also mit allen Fehlern, zu denen wir fähig sind. Ein bisschen Demokratie geht ebenso wenig wie ein bisschen schwanger.
Demokratie ist eine ständige Aufgabe, eine Herausforderung, in der Mehrheiten nun einmal nötig sind, um gute Ideen in die Praxis umzusetzen. Wunschdenken gibt es in der Demokratie nicht, sondern hier zählen klare Fakten, Fakten, Fakten und keine gefühlten Wahrheiten. Ohne Mehrheiten, ohne die Auseinandersetzung, ohne Diskussionen und Transparenz hat es die Demokratie schwer, sich im Meer der Kritikaster zu behaupten.
Dass in dieser Debatte Gier, Neid und Hass gedeihen, erleben wir zurzeit an allen medialen Fronten: Das fördert die Mär vom Zerfall der Gesellschaft und der Demokratie, aber auch vom Ende Europas, vom Beginn der weltweiten Rezession, dem Tod der Umwelt. Und über allem fruchtet die Rhetorik der Populisten und führt zum Gespenst einer Entwurzelung des Menschen in der globalen Welt. Diese geschürte Angst ist allerdings ernst zu nehmen und nicht mit arroganten Statements zu übertünchen. Denn wer Gefahren an die Wand malt, kann sich einer millionenfachen Resonanz sicher sein.
Wo und wie soll es also weitergehen in unserer schönen Welt? Wenn nur noch über Fehler, Missstände und Unzulänglichkeiten geredet, geschrieben, gesendet wird und Untergangsszenarien geradezu heraufbeschworen werden, dann stellen wir Demokraten uns selbst ein Bein auf dem Weg in eine sichere, erfolgreiche und umweltfreundliche Zukunft. Die Wege in diese Zukunft sind steinreich, sie tragen aber immer den Aspekt der Hoffnung in sich. Gerade weil sie so viele Unbekannte, Schwächen, Sorgen und Unzulänglichkeiten aufweisen, sind wir aufgefordert, engagiert, klug und mit einer harten Kante die Demokratie zu verteidigen.
Das ist schon mehrfach gelungen, trotz der vielen Verführungen und Verführer. Der Kampf zwischen Gut und Böse ist eine permanente Aufgabe, weil wir Menschen so sind, wie wir sind.
Das zu erkennen gehört zur neuen Wirklichkeit, die im Grunde eine alte Wirklichkeit ist. Man kann den Werteverlust immer wieder beklagen, ihm aber mutig zu begegnen ist das Salz der Demokratie. Neue Werte haben dann eine Chance, wenn sie auf alten Werten aufbauen. Wir haben dann ein wirkliches Problem, wenn Unterhaltung Information ersetzt, wenn Stimmungen an die Stelle von Inhalten treten – das bedeutet dann Verlust der Glaubwürdigkeit, und das stellt die eigentliche momentane Gefahr dar. Bei uns im Land, in Europa und weltweit.
Wulf Mämpel | Autor und langjähriger Lokalchef der WAZ-Stadtredaktion Essen