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Neuigkeiten vom Lions Club Gera


15.08.2021

Neues Leben für die City

Gegen Billigshops und Leerstände hilft nur eine neue Kreativität
Von Wulf Mämpel | Publizist | LION August 2021

Das Herz einer Stadt schlägt in der City − dieser  Satz ist uralt  und doch immer noch  aktuell. Unsere  Innenstädte leiden seit Jahren unter gravierenden Mankos: Uniformiertheit, mangelnde Fantasie,  fehlende Möblierung, Betonwüsten, langweilige Architektur, zu wenig Grün. Das wurde beklagt, doch es änderte sich kaum etwas. Das individuelle Handelsangebot wich den Kettengeschäften und  Billigshops. „Schuhkartons  mit  Fenstern“ bestätigten die architektonische Beliebigkeit und produzierten eine unverantwortliche Hässlichkeit durch Wohnsilos und fantasielose Bürotürme.

Was die Bomben des Zweiten Weltkriegs nicht schafften, dass vollendeten die Bagger und  Abrissbirnen unqualifizierter Kommunalpolitiker. Endlich wurde jetzt eine Diskussion darüber losgetreten, gehen in den Amtsstuben die Lampen an, erkennt man, dass etwas geschehen muss. Der Einzelhandel ist im Umbruch, doch die Fußgängerzonen in den Innenstädten sind darauf schlecht  vorbereitet. Die Leerstände nehmen zu, dabei war längst klar: Der Mensch möchte mehr erleben  als nur Fast Food und Billigläden. Die Ketten zahlen für die besten Lagen der Stadt jeden Mietpreis und die jungen Immobilien-Erben gingen den Verlockungen des schnellen Geldes auf den Leim. Die negativen Ergebnisse sind überall zu entdecken. Dabei kostet eine kühne, attraktive Architektur nicht mehr als eine langweilige, denn  das Filet-Grundstück ist in jedem Fall gleich teuer. Was fehlt, ist der Mut der Räte und das risikofreudige Qualitätsbewusstsein  der Handelnden.

Während die Urbanisierung global zunimmt, schrumpft die Bevölkerung in Deutschland um knapp  zehn Millionen Menschen. Die ländlichen Regionen besonders im Osten müssen mit einem  enormen  Bevölkerungsrückgang rechnen. Gewinner sind die Großstädte und Metropolregionen. Ihre Zentren erleben bereits jetzt eine Renaissance und werden auch weiterhin die  kreative Klasse anziehen. Doch die gespenstische Mega-Stadt wird es so schnell nicht geben. Der Mensch ist ein Individuum und entscheidet letztendlich selbst, was er will und nicht, was Stadtplaner ihm aufzwingen. 

Die Zentren mancher größeren Stadt haben vielerorts der City den Rang abgelaufen.  Auch  Klein-  und  Mittelstädte  haben  ein  Ambiente  entwickelt,  das Gemütlichkeit,  Historie  und  Moderne  verbindet.  Dagegen  herrscht  in  vielen deutschen Großstädten Alarmstimmung:  Dort  gehen  die  Besucherzahlen kontinuierlich  zurück.  Da  ist  kreatives City-Management gefragt. Der Mensch möchte wieder auf die Straße, er sehnt sich  nach  Gemütlichkeit,  die  Aufenthaltsqualität muss stimmen.

Das ist nur durch eine offene Kooperation von Stadtpolitik, Hausbesitzern, Wirtschaft, Einzelhandel  und Investoren zu erreichen. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, sind die Innenstädte vor dem Tod zu retten. Dass wir künftig weniger Büro- und  Einzelhandelsflächen benötigen, bietet die wunderbare Chance, die City mit Menschen zu beleben. Mit  Wohnungen, Kultureinrichtungen und jungen, intelligenten Kreativen − als Freiraum für Jung und Alt.

Wulf Mämpel






 
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